Da ich noch nicht gefrühstückt hatte (und das bei einer Abreise von 7 Uhr!), beschloss ich mir zunächst ein Cafe zu suchen. Es regnete weiterhin, wenn auch inzwischen in kleineren Tropfen. Ich stürmte also ins nächst beste Cafe, das Tiger Bakers. Der Name klang bereits vielversprechend und als ich mich auf einem freien Platz niederließ, erkannte ich sofort, dass ich einen echten Glückstreffer gelandet hatte. Das kleine Cafe war gemütlich und geschmackvoll eingerichtet, der kleine Raum durch Spiegel optisch vergrößert und überall schwirrte nur so das Leben. Ich bestellte mir Kaffee und ein großes Frühstück, welches zwar auch preislich ziemlich groß ausfiel, aber hielt was es versprach. So genoss ich meine erste Mahlzeit in Sydney und plante meine nächsten Tage.
Mein erster Programmpunkt führte mich nach Paddington, einen kleinen Stadtteil südöstlich von Sydney.
Es hatte vorübergehend aufgehört zu regnen und so schob ich mich durch die geschäftige Hauptstraße in Richtung Paddingtonmarkt. Es gefiel mir gut, dass die Straße von vielen verschiedenen Geschäften (Schuhe, Klamotten, Bücher, Schmuck, Lebensmittel...) und Cafes gesäumt war. Auch der Paddington Wochenmarkt erwies sich als eine bunte Mischung aus Kunst, Kultur, Klamotten und Schrott. Und als ich gerade dem wiedereingesetzten Regen zu entkommen versuchte und in das mir nächste Zelt sprang, stand ich auf einmal mitten in einer Thaimassagesitzung. Danach hatte ich dann aber auch wirklich alles gesehen und so machte ich mich langsam wieder auf den Rückweg.
Auf meinem zweiten Rückweg (zuvor hatte ich meinen Pulli in einem Laden vergessen) begann es auf einmal wie aus Kübeln zu regnen. Ich meine nicht so einen echten, ehrlichen Regenschauer, den man z.B. aus Aachen so kennt, sondern einen wirklich monsoonartigen Wasserniedergang, der es unmöglich machte sich auch nur wenige Meter ohne Regenschutz fortzubewegen.
Meine Rückkehr zum Hostel gestaltete sich dementsprechend schwierig, doch irgendwann schaffte ich es dann doch. Auf meinem wetterbedingt etwas langsameren Rückweg musste ich feststellen, dass Sydney sich sehr verschlossen präsentierte. Viele große Häuser sahen unbewohnt oder zumindest ungepflegt aus und die kleineren Häuser, die häufig wunderschöne Balkone und Terrassen hatten, wirkten auf mich etwas lieblos. Sobald man einen Blick in ein Haus oder Cafe werfen konnte, sah es gleich einladend und lebhaft aus, aber von außen schien mir häufig etwas zu fehlen.
Auch im Hostel verfestigte sich dieser Eindruck. Zwar war alles sauber und auch irgendwie nett gemacht, aber die persönliche (liebevolle) Note fehlte irgendwie. So verdrückte ich schnell meine Samosas und machte mich auf den Weg zur Marina Bay. Das moderne Hafen/Partygebiet erinnerte mich sehr an Singapur. Viele bunte Lichter, die immer von der anderen Seite der Bucht schöner aussahen, als wenn man tatsächlich da war. Ich setzte mich auf einen kleinen Bootssteg und genoss ein bisschen den halbwegs regenfreien Abend. Nach einer Weile beschloss ich mal neue Erkundungstouren zu starten, als auf einmal (so zu sagen direkt neben mir) ein riesiges Feuerwerk losging. Ich wunderte mich ein bisschen darüber, machte mich dann aber trotzdem auf den Weg. Dieses Unterfangen wurde insofern grausam erschwert, in dem scheinbar ganz Sydney gerade auf die Idee gekommen war genau diesem Feuerwerk beizuwohnen (ich meine, warum schaut man sich denn Feuerwerk an, wenn man sich vorher nicht mal selbst die Finger dran verbrannt hat?). Schließlich schaffte ich es doch noch mich aus den Schaulustigen zu befreien, sodass ich mich noch mit Julia treffen konnte (die beiden hatte es inzwischen auch nach Sydney verschlagen), um noch ein Feierabendbier im Stadtteil „the Rocks“ zu trinken.
Am nächsten Morgen verschlief ich erstmal erfolgreich das Frühstück. Da es in meinem Zimmer kein Fenster gab, fehlte mir dazu auch noch jegliche Form der Orientierung. Doch meine Zimmergenossin bestätigte meine Befürchtungen: „Still pouring rain!“ Doch mein Plan war fest verankert. Um 11 Uhr wollte ich an der „free walking tour“ teilnehmen. So stiefelte ich (etwas missmutig auf Grund des Wetters) zum angegebenen Treffpunkt. Dort war es nicht schwierig Ross, den Tourguide, im hellgrünen T-Shirt ausfindig zu machen. Um ihn herum stand bereits eine kleine Gruppe, die meiner Meinung nach auf Grund von Uhrzeit und Wetter eine unangemessen gute Laune an den Tag legten. Schon nach wenigen Sekunden wurde mir Schirm angeboten und sich nach meiner Gemütslage erkundigt. Ich nippte schweigsam an meinem Kaffee und grunzte verneinend bzw. unbestimmt.
Die Tour an sich war dann allerdings ziemlich cool. So erfuhr ich beispielsweise, wo das letzte erhaltene Pissoir in Sydney steht oder dass irgendein verrückter Penner, der zu Gott gefunden hatte, das Wort „eternity“ an alle möglichen Orte in der Stadt schrieb (er mit Kreide) , sodass man das Wort heute überall finden kann (die eingraviert). Oder dass das Känguru und der Strauß Australiens Wahrzeichen sind, da die beiden Tiere nicht rückwärts gehen können und man sich überlegt hat, dass das wohl auch gut für ein Land sei (außerdem seien die Australier wohl das einzige Volk, das sein Wahrzeichen auch isst, so Ross). Was mir auch noch besonders gut im Gedächtnis blieb war das erste Krankenhaus, das für die „Diebe und Verbrecher“ errichtet wurde. Das geschah nämlich als Gegenleistung für ein Alkoholmonopol, welches auf drei damalige Geschäftsmänner aufgeteilt wurde. Insgesamt schien es mir, als ob die junge Geschichte Australiens einfach nur durch komische Charaktere geprägt worden sei, die alle nicht mehr so 100%ig auf der Höhe ihrer Gesundheit gewesen waren. Naja, aber da sollte sich wahrscheinlich jeder sein eigenes Bild zu machen.
Resultat dieser Walking Tour war auf jeden Fall, dass ich (trotz dankbarer Zuflucht unter Ross’s Schirm) ziemlich nass war. Der nach dem Regen einsetzende Wind verbesserte meine körperlichen Leiden nicht sonderlich und so war ich bereit zurück ins Hostel zu kehren, um dort auf Grund meines Wetterpechs im Selbstmitleid zu versinken. Doch gerade auf halben Weg zeigte sich zum ersten Mal auch ein einzelner Sonnenstrahl. Ich hatte gerade den Hydepark erreicht und die in der „Sonne“ liegenden Bank, die zu dem Zeitpunkt lediglich von Ibissen belegt wurde, lachte mich verlockend an. So beschloss ich eine kurze Pause zu machen und das auf einmal ganz fröhliche Treiben am Brunnen ein bisschen zu beobachten.
2 Stunden später wachte ich wieder auf. Die Sonne war gerade verschwunden und es schien auch schon später Nachmittag zu sein. Die Ibisse waren noch da, die Leute eher weniger und ich hatte mir (ja an einem eigentlich verregneten Tag in Sydney) meinen ersten Sonnenbrand hier in Australien geholt! Immerhin stand er mir ausgeschlafen wahrscheinlich ein bisschen besser.
Später am Abend erkundete ich mit den Mädels noch Kings Cross, die Gegend, in der auch mein Hostel war. Doch es war Sonntag Abend und da in Australien eigentlich ausschließlich Freitags und Samstags irgendetwas los ist, gab es auch nicht wirklich etwas zu erkunden.
Trotzdem verschlief ich am nächsten morgen fast meine Check Out time. Der Himmel hatte sich seit den verschlafenen zwei Stunden nicht mehr blicken lassen und so hingen auch am Montag tiefe graue Wolken über der Stadt. Mein Flug ging erst am Abend, sodass zumindest noch ein (wetterbedingt) nicht geschaffter Programmpunkt noch abgehakt werden musste. Also machte ich mich auf den Weg zur Fähre nach Manly (nicht ohne vorher noch mal in meinem „Stammlokal“ dem Tigers Bakers ein großes Frühstück und einen Kaffee zu genieße). Manly liegt auf der Nordseite Sydneys und zeichnet sich besonders durch seinen Surferstrand aus. Das schönste ist allerdings die Überfahrt mit der Fähre. Man erhascht sowohl einen guten Blick auf die Oper, als auch auf die Harbour Bridge und kurz bevor man die Küste erreicht erlebt man sogar auch noch richtigen Seegang (das versetzte vor allem alle mitfahrenden Asiaten in helle Aufregung). Wenn man dann in Manly angekommen ist, kann man (also bei schlechtem Wetter) eigentlich nicht viel machen, als sich so lange an den Strand zu legen bis einem kalt wird, um dann wieder zurückzufahren.
Sonnenbrille bei jedem Wetter! |
Trotzdem würde ich jedem diese Überfahrt ans Herzen legen, denn man hat nicht nur einen guten Ausblick auf Sydneys bekanntesten Sehenswürdigkeiten, sondern bekommt auch einen Eindruck von der Weite und Dimension dieser Stadt.
Zurück im Shuttlebus (diesmal ein anderer Fahrer) auf dem Weg zum Flughafen schaute ich aus dem Fenster raus in den Regen. Riesige Pfützen ließen Autos stecken bleiben, kleine Straßenbäche rissen allerlei Müll mit. Auch wenn ich nicht genau sagen kann was, aber irgendwas ist komisch an Sydney. Es ist wie ein Gesicht ohne Augenbrauen oder ein Zimmer ohne Bilder an der Wand. Irgendetwas fehlt, auch wenn man nicht sofort sagen kann, was es ist.