Mittwoch, 30. März 2011

19.03.-21.03. Sydney

Sydney empfing mich mit Regen. Große, dicke Tropfen, die sich geräuschvoll überall breit machten. Mich störte das zunächst einmal wenig. Gemütlich saß ich hinten in meinem Shuttlebus und versuchte durch die Tropfen hindurch schon mal einen ersten Blick auf Sydney zu erhaschen. Doch schon bald wurde meine Aufmerksamkeit vom Geschehen im Bus abgelenkt. Unser Chinesischer Shuttlebusfahrer ging alle Fahrtziele im Telegrammstil durch und wer nicht direkt antwortete drohte aus dem Bus geworfen zu werden. Wenn man es schaffte schnell genug sein Fahrtziel zu bejahen, bekam man militärische Anweisungen, wie man nun nach seinem Ausstieg zu seinem Hotel gelangen sollte („I stopp on this side of road and then you walk over to left!“). Gott sei Dank war ich einer der letzten Stopps, sodass ich mir den Ausstiegvorgang ein paar Mal angucken konnte bevor auch ich direkt ins Hostel kommandiert wurde.

Da ich noch nicht gefrühstückt hatte (und das bei einer Abreise von 7 Uhr!), beschloss ich mir zunächst ein Cafe zu suchen. Es regnete weiterhin, wenn auch inzwischen in kleineren Tropfen. Ich stürmte also ins nächst beste Cafe, das Tiger Bakers. Der Name klang bereits vielversprechend und als ich mich auf einem freien Platz niederließ, erkannte ich sofort, dass ich einen echten Glückstreffer gelandet hatte. Das kleine Cafe war gemütlich und geschmackvoll eingerichtet, der kleine Raum durch Spiegel optisch vergrößert und überall schwirrte nur so das Leben. Ich bestellte mir Kaffee und ein großes Frühstück, welches zwar auch preislich ziemlich groß ausfiel, aber hielt was es versprach. So genoss ich meine erste Mahlzeit in Sydney und plante meine nächsten Tage.


Mein erster Programmpunkt führte mich nach Paddington, einen kleinen Stadtteil südöstlich von Sydney.
Es hatte vorübergehend aufgehört zu regnen und so schob ich mich durch die geschäftige Hauptstraße in Richtung Paddingtonmarkt. Es gefiel mir gut, dass die Straße von vielen verschiedenen Geschäften (Schuhe, Klamotten, Bücher, Schmuck, Lebensmittel...) und Cafes gesäumt war. Auch der Paddington Wochenmarkt erwies sich als eine bunte Mischung aus Kunst, Kultur, Klamotten und Schrott. Und als ich gerade dem wiedereingesetzten Regen zu entkommen versuchte und in das mir nächste Zelt sprang, stand ich auf einmal mitten in einer Thaimassagesitzung. Danach hatte ich dann aber auch wirklich alles gesehen und so machte ich mich langsam wieder auf den Rückweg.

Auf meinem zweiten Rückweg (zuvor hatte ich meinen Pulli in einem Laden vergessen) begann es auf einmal wie aus Kübeln zu regnen. Ich meine nicht so einen echten, ehrlichen Regenschauer, den man z.B. aus Aachen so kennt, sondern einen wirklich monsoonartigen Wasserniedergang, der es unmöglich machte sich auch nur wenige Meter ohne Regenschutz fortzubewegen.



Meine Rückkehr zum Hostel gestaltete sich dementsprechend schwierig, doch irgendwann schaffte ich es dann doch. Auf meinem wetterbedingt etwas langsameren Rückweg musste ich feststellen, dass Sydney sich sehr verschlossen präsentierte. Viele große Häuser sahen unbewohnt oder zumindest ungepflegt aus und die kleineren Häuser, die häufig wunderschöne Balkone und Terrassen hatten, wirkten auf mich etwas lieblos. Sobald man einen Blick in ein Haus oder Cafe werfen konnte, sah es gleich einladend und lebhaft aus, aber von außen schien mir häufig etwas zu fehlen.

Auch im Hostel verfestigte sich dieser Eindruck. Zwar war alles sauber und auch irgendwie nett gemacht, aber die persönliche (liebevolle) Note fehlte irgendwie. So verdrückte ich schnell meine Samosas und machte mich auf den Weg zur Marina Bay. Das moderne Hafen/Partygebiet erinnerte mich sehr an Singapur. Viele bunte Lichter, die immer von der anderen Seite der Bucht schöner aussahen, als wenn man tatsächlich da war. Ich setzte mich auf einen kleinen Bootssteg und genoss ein bisschen den halbwegs regenfreien Abend. Nach einer Weile beschloss ich mal neue Erkundungstouren zu starten, als auf einmal (so zu sagen direkt neben mir) ein riesiges Feuerwerk losging. Ich wunderte mich ein bisschen darüber, machte mich dann aber trotzdem auf den Weg. Dieses Unterfangen wurde insofern grausam erschwert, in dem scheinbar ganz Sydney gerade auf die Idee gekommen war genau diesem Feuerwerk beizuwohnen (ich meine, warum schaut man sich denn Feuerwerk an, wenn man sich vorher nicht mal selbst die Finger dran verbrannt hat?). Schließlich schaffte ich es doch noch mich aus den Schaulustigen zu befreien, sodass ich mich noch mit Julia treffen konnte (die beiden hatte es inzwischen auch nach Sydney verschlagen), um noch ein Feierabendbier im Stadtteil „the Rocks“ zu trinken.

Am nächsten Morgen verschlief ich erstmal erfolgreich das Frühstück. Da es in meinem Zimmer kein Fenster gab, fehlte mir dazu auch noch jegliche Form der Orientierung. Doch meine Zimmergenossin bestätigte meine Befürchtungen: „Still pouring rain!“ Doch mein Plan war fest verankert. Um 11 Uhr wollte ich an der „free walking tour“ teilnehmen. So stiefelte ich (etwas missmutig auf Grund des Wetters) zum angegebenen Treffpunkt. Dort war es nicht schwierig Ross, den Tourguide, im hellgrünen T-Shirt ausfindig zu machen. Um ihn herum stand bereits eine kleine Gruppe, die meiner Meinung nach auf Grund von Uhrzeit und Wetter eine unangemessen gute Laune an den Tag legten. Schon nach wenigen Sekunden wurde mir Schirm angeboten und sich nach meiner Gemütslage erkundigt. Ich nippte schweigsam an meinem Kaffee und grunzte verneinend bzw. unbestimmt.
Die Tour an sich war dann allerdings ziemlich cool. So erfuhr ich beispielsweise, wo das letzte erhaltene Pissoir in Sydney steht oder dass irgendein verrückter Penner, der zu Gott gefunden hatte, das Wort „eternity“ an alle möglichen Orte in der Stadt schrieb (er mit Kreide) , sodass man das Wort heute überall finden kann (die eingraviert). Oder dass das Känguru und der Strauß Australiens Wahrzeichen sind, da die beiden Tiere nicht rückwärts gehen können und man sich überlegt hat, dass das wohl auch gut für ein Land sei (außerdem seien die Australier wohl das einzige Volk, das sein Wahrzeichen auch isst, so Ross). Was mir auch noch besonders gut im Gedächtnis blieb war das erste Krankenhaus, das für die „Diebe und Verbrecher“ errichtet wurde. Das geschah nämlich als Gegenleistung für ein Alkoholmonopol, welches auf drei damalige Geschäftsmänner aufgeteilt wurde. Insgesamt schien es mir, als ob die junge Geschichte Australiens einfach nur durch komische Charaktere geprägt worden sei, die alle nicht mehr so 100%ig auf der Höhe ihrer Gesundheit gewesen waren. Naja, aber da sollte sich wahrscheinlich jeder sein eigenes Bild zu machen.



Resultat dieser Walking Tour war auf jeden Fall, dass ich (trotz dankbarer Zuflucht unter Ross’s Schirm) ziemlich nass war. Der nach dem Regen einsetzende Wind verbesserte meine körperlichen Leiden nicht sonderlich und so war ich bereit zurück ins Hostel zu kehren, um dort auf Grund meines Wetterpechs im Selbstmitleid zu versinken. Doch gerade auf halben Weg zeigte sich zum ersten Mal auch ein einzelner Sonnenstrahl. Ich hatte gerade den Hydepark erreicht und die in der „Sonne“ liegenden Bank, die zu dem Zeitpunkt lediglich von Ibissen belegt wurde, lachte mich verlockend an. So beschloss ich eine kurze Pause zu machen und das auf einmal ganz fröhliche Treiben am Brunnen ein bisschen zu beobachten.

2 Stunden später wachte ich wieder auf. Die Sonne war gerade verschwunden und es schien auch schon später Nachmittag zu sein. Die Ibisse waren noch da, die Leute eher weniger und ich hatte mir (ja an einem eigentlich verregneten Tag in Sydney) meinen ersten Sonnenbrand hier in Australien geholt! Immerhin stand er mir ausgeschlafen wahrscheinlich ein bisschen besser.
Später am Abend erkundete ich mit den Mädels noch Kings Cross, die Gegend, in der auch mein Hostel war. Doch es war Sonntag Abend und da in Australien eigentlich ausschließlich Freitags und Samstags irgendetwas los ist, gab es auch nicht wirklich etwas zu erkunden.

Trotzdem verschlief ich am nächsten morgen fast meine Check Out time. Der Himmel hatte sich seit den verschlafenen zwei Stunden nicht mehr blicken lassen und so hingen auch am Montag tiefe graue Wolken über der Stadt. Mein Flug ging erst am Abend, sodass zumindest noch ein (wetterbedingt) nicht geschaffter Programmpunkt noch abgehakt werden musste. Also machte ich mich auf den Weg zur Fähre nach Manly (nicht ohne vorher noch mal in meinem „Stammlokal“ dem Tigers Bakers ein großes Frühstück und einen Kaffee zu genieße). Manly liegt auf der Nordseite Sydneys und zeichnet sich besonders durch seinen Surferstrand aus. Das schönste ist allerdings die Überfahrt mit der Fähre. Man erhascht sowohl einen guten Blick auf die Oper, als auch auf die Harbour Bridge und kurz bevor man die Küste erreicht erlebt man sogar auch noch richtigen Seegang (das versetzte vor allem alle mitfahrenden Asiaten in helle Aufregung). Wenn man dann in Manly angekommen ist, kann man (also bei schlechtem Wetter) eigentlich nicht viel machen, als sich so lange an den Strand zu legen bis einem kalt wird, um dann wieder zurückzufahren.

Sonnenbrille bei jedem Wetter!
Trotzdem würde ich jedem diese Überfahrt ans Herzen legen, denn man hat nicht nur einen guten Ausblick auf Sydneys bekanntesten Sehenswürdigkeiten, sondern bekommt auch einen Eindruck von der Weite und Dimension dieser Stadt.

Zurück im Shuttlebus (diesmal ein anderer Fahrer) auf dem Weg zum Flughafen schaute ich aus dem Fenster raus in den Regen. Riesige Pfützen ließen Autos stecken bleiben, kleine Straßenbäche rissen allerlei Müll mit. Auch wenn ich nicht genau sagen kann was, aber irgendwas ist komisch an Sydney. Es ist wie ein Gesicht ohne Augenbrauen oder ein Zimmer ohne Bilder an der Wand. Irgendetwas fehlt, auch wenn man nicht sofort sagen kann, was es ist. 

Montag, 28. März 2011

11.3.-15.3. Brisbane - Hoher Besuch zu den geburtstaglichen Festlichkeiten

Nach drei sehr langen (ersten) Arbeitstagen, an denen ich zum größten Teil das Gefühl hatte rumzusitzen und klug in der Gegend dreinzuschauen, (als besonders knifflig erwies sich das bei häufig eintreffendem Besuch: „...and that’s Jolande, she’s over from Germany. She will be with us for five weeks.“ Grins, nick), war ich sehr froh am Freitag Nachmittag das Wochenende erreicht zu haben. Doch Wochenende bedeutet im Leben der Joli F. ja bekanntlich nicht unbedingt Erholung und Entspannung. Schnell noch ein eiskaltes Gingerbeer gezischt und dann war stand auch schon mein Besuch auf der Matte.  


Julia und Anni, die sich nun schon seit Wochen durch Regenwälder geschlagen, an verlassenen Stränden gesonnt, auf einsamen Sandbänken verbrannt oder in Hostelbars gefeiert hatten, glänzten nicht nur braun gebrannt, sondern strahlten auch ein gewisses Zivilisationsbedürfnis aus. Gut, dass der Wein bereits kalt gelegt worden war und der Jonas schon bald mit einer großen Portion Sushi zur Tür hineingeschneit kam. Wie sich das also für echte Fookens gehört trugen wir leckeres Essen und reichlich Getränke auf, um unsere Gäste bestmöglich zu verwöhnen. Und dann ging’s auf ins Valley, um Australiens wöchenendliche Feierklutur zu erforschen (Kulturschock 6!). Der Australier versucht sich so gut wie möglich in Schale zu werfen, wo möglich um ein bisschen von der Australierin, die sich so wenig wie möglich bekleidet (dafür aber mit um so mehr bzw. höherem Schuhwerk bewaffnet), abzulenken. Um bis ins Valley (das ist Brisbane’s größte Kneipen/Diskozone) vorzustoßen scheint man an einem Freitag Abend einen mindest Blutalkoholwert von ca. 1,5 Promille haben zu müssen, was besonders die Fortbewegungsweise der Australierinnen auf besagten wackligen Schuhwerk interessant gestaltet. Auch die Auswahl des erwünschten Partyorts ist schwieriger, als man sich das vielleicht denken würde. Verschiedene Clubs scheinen das Publikum mit grellster, geschickter Lichtblinkerei und dermaßen lauter Chartsmusik jeweils in den nächstgelegenen Club treiben zu wollen. So ließen wir uns ein bisschen von Musik, Lärm und Leuten durchs Valley treiben und den Rest, naja den weiß ich jetzt auch gar nicht mehr so genau...

Am nächsten Tag mussten wir uns also mit einem besonders großen Frühstück stärken. Eier, Bacon, Pfannkuchen und Toast. Diesmal nicht vom Gastgeber, sondern vom Gast höchstpersönlich serviert. Mmh, lecker (also nicht die Gäste, sondern das Frühstück). Allermanns (und -fraus) Wohlbefinden war also wieder hergestellt und der geplante Tagesausflug konnte in Angriff genommen werden. Es ging auf nach Ascot, zur Pferderennbahn. 


Jeder der Pferderennen mit heruntergekommenden Zockern und grölenden dicken Männern verbindet, der liegt hier vollkommen falsch. Während nämlich die Zocker in sonnengeschützten Zelten alle Rennen auf sämtlichen Pferderennbahnen in Australien verfolgen, tümmelt sich die eigentliche Meute auf der Tribüne bzw. an stilvollen Plastiktischen auf der Rasenfläche vor dem Zieleinlauf. Dabei besteht die Meute aus den Leuten, die entweder schon zu alt oder vielleicht auch einige Steuerklassen zu hoch waren, um sich am Abend vorher im Valley blicken zu lassen. Männer und Frauen (interessanter Weise in geschlechter-getrennten Gruppen) scheinen auf die Rennbahn zu kommen, um ihre Kleider, Hüte und Sonnenbrillen zur Schau zu stellen und sich dabei vollkommen zu betrinken (und das bei den hiesigen Bierpreisen). 

so sieht das dann bei den ganz großen Rennen aus. Statt Bier gibt's dann Sekt.
Ab und zu findet dann auch mal ein Rennen statt, was besonders Jockeys, Pferde und Rennstellhalter in Aufregung versetzt. Und vielleicht auch noch einige schüchterne Besucher (so wie mich z.B.), die es gewagt haben, ein wenig Geld zu setzen (und natürlich auch zu gewinnen). 


So verging der Nachmittag mit Leute gucken, Pferde gucken, Jockeys gucken,  Ships essen, Bierchen trinken und in die Sonne blinzeln. Zum perfekten Ende des Rennbahntages ging’s dann noch in der untergehenden Abendsonne mit der Citycat von Ascot zurück nach Hause.

Am nächsten Tag hieß es dann Vorgeburtstagsshopping, denn Jonas nahm mich mit in die Stadt, um mir schon mal eine Sonnenbrille auszusuchen (pst, aber nichts verraten, ist ja noch nicht so weit). Es war ein schöner, sonniger Tag und so kam ich auch mal in den Genuss an Brisbane’s Flussufer entlang in die Stadt zu schlendern (und auch wenn man’s wirklich leicht vergessen könnte, in solchen Situationen sieht man dann schon noch, was die Flut alles angerichtet hat). Trotzdem hat der Brisbaneriver für mich einen ganz besonderen Charm.
Nach dem Sonnenbrillenkauf verlief sich der Tag in weiteren Erledigungen bzw. kleinen Entdeckungen. Casino, Botanischer Garten und Southbank, alles einen (ja eigentlich sogar mehrere ) Blick(e) wert. Doch wie Wochenenden das so an sich haben, verging der Sonntag recht zügig und schon befand ich mich am Sonntagabend auf dem Weg zum Hostel, um mit den Mädels noch ein Bier zu trinken (schließlich musste ich ja Montag früh zur Arbeit). Dieser Plan verlief zunächst auch ganz gut, wir saßen auf der Dachterasse des Hostels, guckten ein paar Fotos, quatschten ein bisschen und spielten eine Runde Pool. Doch spätestens als ich meinen Fuß ins Casino setzte, hätte mir klar sein müssen, dass irgendetwas ganz und gar schief lief.
Als ich mich um 6 Uhr morgens auf den Weg nach Hause machte, hatte ich immerhin gut 150 Dollar mit einem mir geschenkten Casinoschip verdient. Und wenn das kein Trost war, dann konnte ich es ja auch immer noch darauf schieben, dass ich noch jung und dumm war. Mit 23 Jahren darf man so was schließlich noch machen.

Montag fiel es mir also nicht ganz so leicht mit meiner gewohnten hundertprozentigen Konzentration ans Werk zu gehen, doch viel Kaffee, gutes Wetter und die Vorfreude aufs abendliche Barbecue schafften es mich wach zu halten.
In Australien gibt es in allen Parks öffentliche Barbecues. Per Knopfdruck erwärmt sich magisch eine große Grillplatte, die in der Mitte ein kleines Loch hat, damit man nachher auch wieder ordentlich sauber machen kann. Zu meiner Vorgeburtstagsfeier hatte der Jonas also Känguru, Würste und Schweinesteaks besorgt. Dazu noch Brot und Gemüse und das Barbecue konnte losgehen. Meine geladenen Gäste: Jonas, Julia, Anni, Dan, Shawn und Michael, welche auch alle auftauchten. Etwas irritiert, aber hoch erfreut nahm ich die Glückwünsche meiner Arbeitskollegen entgegen (ich hatte doch eigentlich gesagt, dass mein Geburtstag eigentlich erst am Dienstag war). Ganz australisch teilte sich die Gruppe nach erster kurzer Vorstellungsrunde in männliche und weibliche Teilnehmer auf und jeder für sich genoss sein Bier, Wein, „Roo“, seine Paprika oder einfach die schöne kühle Abendluft und den Ausblick auf den Fluss.


Kaum hatten die Jungs aus der Arbeitsgruppe (vielleicht aus Angst vor nahendem Sauerstoffüberschuss) sich verabschiedet, bahnten sich auch schon die ersten Fledermausattacken an. Fledermäuse, die (wie eigentlich alle Tiere hier) ca. 10 mal so groß sind wie jede handelsübliche Fledermaus, toben sich gerne mal in der Abenddämmerung aus und scheinen dabei (wie eigentlich alle Tiere hier) überhaupt keine Hemmungen vor dem Menschen zu haben. Nachdem wir den Fledermäusen gegenüber unsere Position gerade noch so verteidigen konnten, mussten wir uns kurz später einer 15-Mädel-und-1-Jung starken deutschen Backpackertruppe  geschlagen geben. So wurde alles schön sauber gemacht und wieder eingepackt und die Suche nach einer weiteren Weggehmöglichkeit beratschlagt. Zunächst wagten wir einen Versuch in Southbank, doch dort wurden wir (wie eigentlich überall hier) um 22:00 Uhr rausgeschmissen. Nun hat man in Brisbane unter der Woche nach 22:00 Uhr eigentlich nur noch 2 Möglichkeiten: entweder man geht ins Casino (das schied allerdings wegen drohender Spielsucht meinerseits und falscher Fußbekleidung andererseits aus) oder in eine Backpackers Bar.

Nun wer würde nicht gerne in seinen Geburtstagreinfeiern, während in einer ranzigen Bar mit vollgekritzelten Wänden 2 Teams mit jeweils vier Mitspielern versuchen 4 Gläser Cola schnellstmöglich auszutrinken? Und wer würde nicht gerne um punkt 5 vor Mitternacht vom DJ „just for Joli“ happy birthday aufgelegt bekommen (hier in Australien ist man mit dem Datum und der Zeit und so wirklich nicht genau, ich glaube es ist nur wichtig, dass der Monat stimmt)? Klingt nicht so verlockend? Müsst ihr aber unbedingt mal ausprobieren, denn es macht wirklich Spaß! Es gab sogar Kuchen und ein Freigetränk und alles, was das nun reife und weise Joliherz so begehrt.
Und am Ende des Abends gab’s dann endlich auch noch den wohlverdienten Schlaf!


Am nächsten morgen ließen Jonas und ich den Tag dann ganz entspannt angehen. Ein schönes Geburtstagsfrühstück, Geschenke auspacken und sich dann langsam auf den Weg zur Arbeit machen. Der Besuch war wieder abgereist und so konnte nun alles wieder seinen gewohnten Trott gehen. Mit neuer Sonnenbrille ging’s auf nach Chermside, denn mit 24 da beginnt nun wirklich mal der Ernst des Lebens. Vielleicht...







Mittwoch, 23. März 2011

Praktikum - Critical Care Research Group, Prince Charles Hospital, Brisbane

Als ich am Mittwoch morgen (09.03.) aufwachte, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich ja nicht nur zum Spaß und Urlaub in Australien war, sondern auch um mein Unipraktikum zu absolvieren. Und das nicht am Strand, im Park, am Fluss oder in einem gemütliche  Cafe, sondern in einer tatsächlichen Forschungsgruppe. Gott sei Dank fing mein erster Arbeitstag erst um 10:00 Uhr an, sodass trotz der morgendlichen Schockstarre noch genug Zeit war, um das Prince Charles Hospital zu erreichen. Und das war auch gut so, denn das Krankenhaus befindet sich ziemlich weit nördlich der Innenstadt.

Auf die Frage, wie ich dort wohl mit dem Bus hinkommen würde wusste zunächst niemand eine Antwort. Der Brisbaner fährt Auto, besonders wenn etwas weiter als ein paar direkte Busstationen entfernt ist. Diese Tatsche strafte ich zunächst noch mit einem gedanklichen ‚ihr Umweltsünder!’ ab, doch inzwischen weiß ich es besser. Busse fahren an dir vorbei ohne dich mitzunehmen,  kommen zu früh, zu späte oder auch gar nicht, spucken dich eine Station zu früh aus oder halten nicht am angestrebten Fahrziel. Von all dem wusste ich Mittwoch morgens jedoch noch nichts. Ich war eher erstaunt darüber, dass der Busfahrer mich freundlich begrüßte und begeistert zustimmte, als ich ihn fragte, ob er mir Bescheid sagen könnte, wann ich aussteigen müsste (Kulturschock 5: freundliche Busfahrer). So erreichte ich gegen halb zehn bereits  die Eingangshalle des Krankenhauses (Mr. Friendly Busdriver hatte mich nicht aussteigen lassen ohne den Weg genaustens zu beschreiben). 

mein Weg zur Arbeit



Die Eingangshalle war angegebener Treffpunkt und während ich mir noch selbst zu meiner gelungenen Anreise gratulierte, fragte ich mich auch schon, was man denn so macht, wenn man irgendwo rechtzeitig ankommt. Diese mir vollkommen ungewohnte Situation ließ mich leicht panisch auf und ab tigern. Verlegen lächelte ich jeden in Frage kommenden Menschen an, der die Eingangshalle durchquerte, nahm auf den Wartesitzen platz, ging vor die Tür direkt unter’s Eingangsschild und wieder zurück rein, nur um mich auch dort wieder verwirrt umzuschauen. 10:00 Uhr kam und ging und ich wurde so langsam leicht panisch. Vielleicht hatte ich mich ja in Zeit oder Ort geirrt? Um 10 nach rief ich Jonas an, damit er noch mal in der Email nachschauen konnte, die mir Daniel Timms (den einzigen Namen, den ich kannte) geschickt hatte. Aber Jonas bestätigte nur: Mittwoch, 10:00 Uhr, Eingangshalle. Oh nein! Was tun? In stoischer Gelassenheit fragte Jonas mich, ob ich denn mal angerufen hätte, woraufhin ich mit inzwischen hoch rotem Kopf zur Reception stapfte und verlangte einen Daniel Timms ausfindig zu machen. Zunächst schien es so, als ob Jonas brillanter Einfall die Gesamtsituation deutlich verbessert hätte, doch dann stimmte Daniel Timms Nummer im System nicht! Ich stöhnte, die Rezeptionistin lächelte und rief (mir beruhigend zuzwinkernd) die Krankenhausnummernauskunft an. Dann wählte sie erneut. Niemand nahm ab. Oh Gott, oh Gott.! Fünf Minuten später folgte der nächste Versuch. Wieder nahm keiner ab! Was tun? Inzwischen war es schon 10:23 Uhr! Ich wusste ja nicht, wie das in Australien so lief, aber ich wollte jetzt auch nicht an meinem ersten Tag gleich den fürchterlichsten Eindruck machen. Die Rezeptionistin riet mir mal in den ersten Stock zu fahren. Das war immerhin der einzigen Anhaltspunkt, den ich irgendwie hatte („Ok, thanks!“ „No worries! And good look“).

Im ersten Stock hielt ich mich in Richtung Atemsysteme. Wo jemand atmet, kann das Herz ja nicht so weit sein. Und nach äußerst auffälligem Auf- und Abgehen sowie flehenden Blicken, wurde ich tatsächlich von einer Schwester als hilfebedürftig identifiziert. Wo das Problem liegen würde? Ich wollte zur Critical Care Research Group (das war mir zum Glück in der Zwischenzeit wieder eingefallen)! Da müsse ich einen Stock hoch und nach Angela fragen, die könne mir bestimmt weiterhelfen. Mein angestrebtes Stockwerk zu verlassen widerstrebte mir zwar ziemlich, aber dass eine Etage höher eine gewisse Angle-a auf mich warten sollte, überzeugte mich dann doch. Und siehe da, Angela existierte wirklich, blonde Haare, breites Lächeln und ununterbrochen vor sich hin plappernd. Ja, da seie ich bei ihr genau richtig, sie würde sofort Daniel mal anrufen. Huch, sie hätte die Nummer ja gar nicht, ach dann würde sie mich persönlich vorbei bringen. 
Auf dem Weg zum Labor („no worries!“) erzählte sie mir, dass sich alle immer über den Testosteronpegel da unten im Labor lustig machen würden. Auf diese Information folgte postwendend ein rothaariges Testosteronmodell, das scheinbar auf der Suche nach mir war („Jolande, from Germany? Ah, you made it. No worries!“).  

So kam ich also doch noch wohlbehalten in der Höhle der Engineers an. Dan (besagter Daniel Timms), Shawn und Michael (der Rothaarige) verdeutlichten durch gekonnte Laborführung, dass sie der Kopf der Research Group waren. 

Dan
Shawn


Michael
ich




Nach und nach kamen auch noch einige Studenten ins Labor, die teilweise auch ihren ersten Tag hatten. So war also alles erstmal wirklich so, wie die Australier immer sagen: no worries! 
Nur mein anhaltendes Sprachproblem machte mir noch ein bisschen Sorgen. Der Rothaarige (Mr. Ballonhemd, wie ich ihn auch manchmal nenne) stellte sich mir zB. so vor: „Hi, I am Michael.“ Ich daraufhin: „Marco?“ Und er: „Yes, that’s right.“ Der Aussislang vermochte es also bisweilen mich ein wenig zu verwirren. Doch dann trat John Fraser in mein Leben. Der Boss-Boss der ganzen Gruppe (Dan ist der Boss, John der Boss-Boss). 

John
John Fraser ist (wie der Name vielleicht schon vermuten lässt) Schotte. John erzählte und scherzte, gab mir Ratschläge und erklärte verschiedene Sachen, während ich nickte, lachte, freundlich dreinblicke und mich fragte, was zum Teufel er wohl für eine Sprache sprach. Zum Glück bestätigte einer der anderen Studenten (wohl bemerkt selber ein Australier) mir später, dass auch er Probleme haben würde John zu verstehen. 



Seitdem arbeite ich also in der kleinen kardio-vaskulären Arbeitsgruppe. Meine Aufgabe besteht hauptsächlich darin das zu tun, was Michael mir sagt. So löte, stanze und schraube ich munter vor mich hin. Das Ziel meines kleinen Projektes ist es ein Computersystem zu entwickeln, das die künstliche Herzpumpe (ein künstliches Herz zu entwickeln ist die Hauptaufgabe der Gruppe) in Reaktion auf Bewegung, Ruhe oder besser gesagt jede Lebenssituation reguliert. Dafür mussten wir zunächst das alte Modell auseinandernehmen und in sinnvoller Weise wieder zusammen setzten, sodass wir mit dem Computer ein Kontrollsystem herstellen können. (Control Engineering ist übrigens das Fach, in dem ich im letzten Semester am schlechtesten abgeschnitten habe. Aber so langsam versteh ich auch mal, was das überhaupt für einen praktischen Nutzen hat.)

meine selbstgemachte Box

meine Box mit angeschlossener Pumpe und Kontrollsystem (Säulen)
Die Arbeit in der Gruppe macht die meiste Zeit über sehr viel Spaß (wenn da nicht die blöde An- und Abreise mit diesen unzuverlässigen Bussen wäre). Ich fühle ich zwar manchmal so, als ob ich jegliche Arbeitsprozesse eher verlangsamen als beschleunigen würde, aber mit der Zeit, find ich mich immer besser zu recht Und da ich ja ein unbezahltes Praktikum mache (und sonst wär's vielleicht auch so) heißt es immer „no worries“, wenn ich mal früher gehen möchte oder ganz und gar einen Tag frei nehme.  Da wir in den ersten Wochen jetzt schon das erreicht habe, was ich eigentlich in der kompletten Zeit hier machen sollte, bin ich nun wirklich gespannt, wie es weiter geht.
Morgen werde ich z.B. bei irgendwelchen Tierversuchen life mit dabei sein dürfen. Da die Arbeit so eng an das Krankenhaus gebunden ist und John (remember: der Boss-Boss) eigentlich auch Arzt ist, ist das gar nicht so ungewöhnlich. So war ich z.B. auch schon einmal bei einem Schafversuch dabei (unser künstliches Herz soll in diesem Jahr noch Schafen eingesetzt werden), bei dem John sich alle Mühe gab zu erklären, warum den Schaf irgendwelche Schläuche in die Lungen geführt wurden, ich jedoch natürlich kein Wort verstand. Aufregend war's trotzdem.



Wer ganz besonderes Interesse an dieser ganzen Forschungsgruppe hat kann auch mal n Blick auf die Homepage werfen: http://www.icetlab.com/ (und ja, ich bin unter Team zu finden ;-)).
Ansonsten werd ich auf jeden Fall auch noch berichten wie's weiter geht! Bis dahin, gutes Arbeiten and no worries!

Freitag, 18. März 2011

28.02.-01.03. Brisbane - erste Eindrücke, Australien


Auf Reisen schlafen ist ein bisschen so wie Fahrradfahren oder Schwimmen. Wenn man es einmal gelernt hat, ist es etwas ganz Natürliches. So musste ich nur noch in den richtigen Bus in KL einsteigen und schon war ich friedlich entschlummert und eh ich mich versah auch schon wieder in Singapur (ja es war mitten am Tag, aber ein ausgedehnter Mittagsschlaf hat noch keinem geschadet). Von der Bushaltestelle, an der ich ausgespuckt wurde, bis hin zur nächsten MRT Station waren es laut Schildern ca. 600 Meter. So stapfte ich also zu Fuß los, mit störrischer Entschlossenheit. Doch jeder Schritt addierte gefühlte 2 kg zu meinem riesigen Rucksack, die Handgepäcktaschen entwickelten gewichtstechnisch ein Eigenleben und wer hatte eigentlich die Idee diesen blöden Hockeyschläger mitzunehmen? Als ich endlich den Ticketautomaten erreicht hatte, war ich ready to shower, doch so gut ist selbst der Singapurer nicht ausgerüstet.  Doch ca. 3 Stunden später hatte ich mich ausreichend am Singapurer Flughafen regeneriert und brach zielstrebig in Richtung Brisbane auf.

Der erste Kulturschock Australien ließ nicht auf sich warten. Kaum hatte ich meinen Platz im Flieger gefunden, tauchte auch schon der wahrscheinlich einzige echte Brisbaner im ganzen Flugzeug neben mir auf. Ca. 1,98 m groß und gerade auf dem Rückweg von der Hochzeit seines Bruders. Aus Irland nach England, mit dem Bus nach Heathrow, von da nach Singapur und jetzt im Flieger zurück in die Heimat (diese Reiseroute stellte meinen kurzen Marsch vom Bus zur Bahn olfaktorisch instantan in den Hintergrund). Das größte Problem stellte allerdings unsere Verständigung da. Die erste Stunde ging ungefähr so: Aussi (leider hab ich seinen Namen vergessen, ich glaube es war Nick, let’s call him Nick): „So, what do you reckon about Singapur?“ Ich: „Apa?“ Nick: „Pardon me?“ Ich: „What?“ Nick: „What do you think about Singapur?“ Ich: „Ohh....ok, lah...“
Zum Glück war Nick in kürze eingeschlafen, sodass ich mich wichtigeren Aufgaben zuwenden konnte. So z.B. der Frage, welche Biersorten es an Board der Qantas Airline so gab. Kurz lies ich mich fast vom „Best airplane wine award“ ablenken, doch dann war ich back on the track und orderte mir ein echtes Australian beer. Sehr zur Freude zum gerade wieder erwachten Nick („Cheers!“) und meinem 1-Steward starken Fanclub.
3 Bier und einen ausgedehnten Nap später, landeten wir bereits im eigentlich doch so entfernten Australien. Mein Steward zwinkerte heftig und warf mir ein beim Rausgehen ein Jubiläumsqantasirgendwas zu, was alle Mitreisenden im Umkreis von 3 Personen mit lautem Neid erfüllte. Ich lugte nur auf die Größe des Ungetums, sah L-XL und dachte: ‚Cool, ein Geschenk für den Jonas!’ (und er hatte den Schlafanzug bis heute nicht an!)

So setzte ich also meine ersten Schritte auf australischen Boden. Sammelte mein Gepäck zusammen, lies mich kurz vom Hund beschnuppern und suchte die große Problematik, die man angeblich bei der Einreise immer haben sollte. Fand sie nicht. Genauso wenig wie Jonas, der doch eigentlich getönt hatte, dass er so viel schneller sein sollte. Doch der erfahrene Reisende klappt sein Buch auf, erschleicht sich einige Minuten freien Internets und verhält sich unauffällig bis er vom Abholdienst eingesammelt wird. No worries!

Also wir alles Gepäck in Struppi (Jonas Auto) verladen hatten (mehrere Bandscheiben ächtzen beim Gedanken daran), ging’s direkt mittenrein in den Brisbaner Verkehr.  Da der Mensch dazu neigt alles, was er sieht, mit dem zu vergleichen, das er schon kennt, konnte ich nicht anders, als den Eindruck zu bekommen mich in einem amerikanischen Südostasien oder eben in asiatischen Staaten zu befinden. Breite Straßen, große Kreuzungen, freistehende Häuser, große Werbeschilder, Linksverkehr (das erinnerte mich an Malaysia), Palmen, viel Verkehr, ein Geruch nach Abgasen, Regen und Hitze. Ich versuchte noch all das aufzunehmen, als wir schon abbogen und direkt hinter Jonas Wohnung einen Parkplatz fanden.

Die Wohnung ist irgendwie schwer zu beschreiben. Simple und klein, aber doch auch verwinkelt. Beim Eintreten steht man direkt im Ess/Wohnzimmer. Rechts gehen erst Küche, dann Dusche ab. Links kommt ein kleiner schräger Flur, von dem dann Klo und Schlafzimmer abgehen. Ich ließ mein Gepäck (und mich selbst gleich hinterher) fallen und fühlte mich sofort, wie zu Hause. Jonas begann derweil Frühstück in der Küche vorzubereiten. Und so begann mein australisches Leben.

Während Jonas sich gleich wieder in die Arbeit stürzen wollte/musste, fasste ich den ehrgeizigen Plan schon mal ein bisschen die Stadt zu erkunden. Doch zunächst einmal für ein Stündchen hinlegen. Wäre da nicht der Heckenschneider mit seiner Kettensäge direkt vor dem Fenster gewesen und die ca. 100 ungewohnten Geräusche, die mich immer wieder aufstehen ließen, um nachzugucken, ob jemand Fremdes in der Wohnung war, hätte das vielleicht auch geklappt, so entstand ein Zeitsprung von ca. 4 Stunden.
Gerade noch genug Zeit, um sich eine Go-(Bus)Card und eine Handykarte zu holen und sich dann auch schon wieder auf den Rückweg zu machen. Auf diesem stolperte ich eher zufällig über eins der zahlreichen Flussufer und genoss einige Zeit die Abendsonne auf einer kleinen Parkbank. ‚Großstadt mit Charm’, dachte ich noch bevor ich mich nach Hause verlief.


Es hieß also wieder mal schmerzende Füße, als ich endlich nach Hause zurück gefunden hatte und ein knurrenster Magen. Doch keine Angst, nun war ich ja unter der Obhut meines beschützenden älteren Bruders und schon kam eine riesige Portion Sushi durch die Tür geschneit. Ginger Beer, roher Frisch und n Fläschen Sekt, so feierten wir also mein Ankommen in Australien. Danach (schlurf, schlurf) ging’s noch auf eine kleine Runde durch die Neighboorhood, gerade so lang, dass ich in der Nacht besonders gut schlafen konnte.

Nächster morgen, 08:00 am. „Joli, steh auf! Du darfst jetzt keinen Jetleg bekommen!“ Hallo? Nur damit das ein für alle mal gesagt ist lieber Jonas, um 8 Uhr aufstehen bedeutet einen Jetleg haben. Um diese Zeit schlafen ist einfach nur gesund. So erlebte ich also Kulturschock Nummer 2. Der Australier steht früh auf!
So musste der Tag aber auf jeden Fall auch genutzt werden. 1. Tagesaufgabe: Bikini kaufen. Man kann sich auch noch so schön seinen Urlaub am Strand ausmalen, irgendetwas essenzielles vergisst man (Joli) wohl dann doch immer. 2. Tagesaufgabe: Versicherung für Struppi ändern. Sehr gut Joli darf jetzt auch fahren. 3. Tagesaufgabe: Innenstadt, Kasino, Uni und Southbank (Stadtteil am Flussufer) besichtigen. Dabei fielen nicht nur die Nachwirkungen der Flug auf, sondern auch, dass der Australier durchaus in der Lage zu sein scheint sie recht schnell zu beseitigen. 4. Tagesaufgabe: Citycatfahren. Citycat ist so was, wie der Bus auf dem Fluss und aus Aachen kommend kann ich nur sagen, dass nicht nur ein funktionierendes Verkehrssystem, sondern auch ein Fluss echt spitze ist. Man kombiniere dieses und schon hat man eine sogar praktische Attraktion.


5. Tagesaufgabe: Neuen Bikini am Strand tragen. Bei dieser Aktion wurde ich zunächst von der Weite dieses Landes und dann von der Höhe der Wellen überrollt. Wir fuhren ca. eineinhalb Stunden bis wir auf einer Insel nördlich von Brisbane angekommen waren. Dann war es auch schon so spät, dass man direkt ins Meer hüpfen musste, um danach noch genug Sonne zum Trocknen abzubekommen. Denn (Kulturschock 3), wenn es windet und die Sonne weggeht (und das ist wirklich früh, so zwischen 6 und sieben = Kuturschock 4) wird es wirklich kalt! So stürmten wir also unverzüglich die Wellen und ich staunte nicht schlecht über die Brandung. Entspanntem Badeurlaub kam das jedenfalls nicht gleich. Dafür aber ersten Surfereindrücken. Überhaupt scheint der Aussi an sich nicht allzu viel von entspannen und ausruhen zu halten. Alles ist ständig und überall in Bewegung (so also auch das Meer). Deshalb hieß es auch für mich nicht lange ausruhen, sondern gleich weiter. 4 wheel drive – Allradantrieb. Das deutsche Städterkind musste natürlich gleich am 2. Tag in australischen Sandhaufen geschickt werden. Viel Geduld („ich würde dir die linke Straßenseite empfehlen“) und Ruhe auf Seiten von Jonas, Verwirrung („mit links schalten geht nicht!“) und Aufregung bei mir. Doch am Ende hatte ich meine erste echte Runde im Sand gedreht, Struppi bellte noch und Surfer Jonas war noch in der Verfassung das Steuer wieder zu übernehmen. Der Tag also ein voller Erfolg!



Und die Krönung des Ganzen! Es war Burgerdienstag! Zwei Burger zum Preis von einem. Na, wenn das mal nicht der perfekte Start ins Leben am anderen Ende der Welt ist! Bleibt nur noch zu klären, warum man Tangas an den Füßen trägt und sich zur Verabschiedung zuprostet? 

Cheers! Und bis zum nächsten Mal.







Mittwoch, 16. März 2011

02.03.-06.03. Kuala Lumpur, Malaysia

„When I free time, I walk-walk with my friend-friend,...“, ertönt es aus dem Radio. Ich bin also endgültig in Südostasien angekommen. Im Radio läuft weiter der Englischkurs für Malayen. Ich amüsiere mich prächtig.

Aber spulen wir zunächst noch einmal ein bisschen zurück. Am 02.03, ging’s von Singapore auf nach KL. Früh morgens musste alles gepackt, verladen und aufgeschultert werden und dann schleunigst zum Bus. Dort angekommen, hatte ich das Glück noch den Bus eine halbe Stunde früher als geplant nehmen zu können (also um 09:00), welcher ein Doubledecker Delux Bus (und eigentlich eine Preiskategorie teurer war). Nach etwas hektischer Anfangsphase (Bus auf, Gepäck aufladen, über die Grenze watscheln, Gepäck wieder in den Bus laden), fiel ich endlich in einen längst überfälligen Tiefschlaf. Und so gingen dann auch zunächst die ersten 1,5 Tage in Malaysia weiter. Kaum hatte mich Mak am Bukit Jalil abgeholt („Oh, Joli. Very slim, Joli.“), verfiel ich in meine alten Malaysia Gewohnheiten: Nasi Ayam – schlafen – Saté (Abah’s rematch konnte ich diesmal nur mit 24 Spießen beenden („6 more, then you have 30!“), aber dafür hatte ich unter anderem rabbit, deer und goat im Bauch) – schlafen – Najebah abholen und nasi ayam essen – schlafen...



Ich hatte mich also recht schnell wieder akklimatisiert. Und als dann Najebah wieder zu Hause war und das Wochenende nahte, wurde mir auch noch richtig Programm geboten. Abah’s Aktionsprogramm stand unter dem Motto: Mein Haus, my second house, my new sports car und mein Orang putih. Zunächst wurde mir Putrajaya, Malaysias „Verwaltungsstadt“ gezeigt. Wir also alle in die Moschee rein („German architect“), Joli wird eine lila Robe übergeworfen und los geht’s mit den Fotos. „Stand there, now there, now Mak and Joli, now Abah in the picture...“ Krönung des ganzen war der Zeitpunkt, also ich auf einmal ein wildfremdes Kind auf dem Arm hatte und während ich noch versuchte das Kind ein bisschen zu beruhigen und vor möglichen Traumata halbwegs zu verschonen, wurde neben der Kamera hektisch geschnipst, damit das Kind ja in die richtige Richtung guckte. Als ich nur mit Glück gerade noch einer Hochzeit entkommen konnte, ohne selbst dran teilnehmen zu müssen, ging’s auch schon weiter (in sports car).






Nun wurde mir i-City (zunächst verstand ich immer ICT und fragte mich wofür die Abkürzung wohl stünde) gezeigt. Den genauen Zweck dieser Anlage konnte ich nicht in Erfahrung bringen, aber es ging wohl ganz grob darum alle möglichen Sachen mit möglichst bunt leuchtenden Lichtern zu versehen. Wieder wurden wir von A nach D und dann zurück zu B herumgeschickt, um ein Foto nach dem Andern aufzunehmen (Pit auf der Brooklyn Bridge war wirklich ein echter Amateur!).





Neuer Tag, neue Fotosession. KLCC, Bukit Bintang, KL Central. Und am Abend dann the BIG SURPRISE! Ich hatte keine Ahnung was mich erwarten würde, war allerdings etwas perplex, als ich bereits im Schlafanzug am Esszimmertisch saß und Mak verkündete: „Joli, you better bring your shirt.“ Häh? My Shirt? Where? Es war allerdings nicht, aber auch gar nichts in Erfahrung zu bringen. Immerhin quetschte ich aus Mak heraus, dass auch Zahnbürste und frische Unterwäsche wohl nicht schlecht wären mitzunehmen. Wir würden erst am nächsten Tag  gegen Abend wieder zurückkommen. Ich packte also schnell wichtige Überlebensutensilien in eine Notfalltasche und los ging’s ins Ungewisse. Nach ca. einer Stunde Fahrt erreichten wir ein Haus in einer modern aussehenden Siedlung. Und so lernte ich „Abah second house“ kennen. Mit englischen Garten, japanischem Brunnen, grandfather clock im Empfangszimmer, deutscher Pendeluhr, riesiger Küche und insgesamt einem recht großzügigem Grundriss.



Joli goes Rockstar!



Ich selbst durfte in Nabilahs Zimmer hausen (the Princess room), wo ich im Kingsize Bett wie eine Königin schlief.



Dann war auch schon der letzte Tag angebrochen. Roti Canai, Hochzeitskleid gucken (Akak heiratet Ende Juli), Kontaktlinsen kaufen, um Teppich falschen, Beten, Essen, Einkaufen und dann ging’s einen Uncle (irgendein Bekannter von Nabilah) besuchen. Dieser war irgendwann mal in Deutschland gewesen, weshalb ein Treffen mit mir natürlich unumgänglich war. Allerdings handelte es sich bei diesem Treffen um eine reine Selbstverherrlichung des Bekannten. All seine Kinder schienen auf irgendwelche englischen Elitecollages zu gehen, er selber hatte schon alles und jeden kennengelernt (irgendwie redete er die ganze Zeit von Willy Brandt und der SPD, aber auf Malay, weshalb ich nicht wirklich folgen konnte), wusste zu berichten, dass die Bibel komplett aus dem Koran abgeschrieben war und meinte, dass er als einziger in der Lage dazu sei junge Menschen richtig zu pushen (weshalb Najebah auch auf keinen Fall in Berlin Deutsch studieren sollte, um Deutschlehrerin zu werden, das sei zu unambitioniert). Abah konterte mit Dr. Akak und Dr. Nabil, sowie mit Orang putih und mit sports car. Es war ein Hahnenkampf der ganz eigenen Art.

Trotzdem war ich froh, als ich am Abend endlich wieder in Nabilahs kleinem Bett lag und mich vor der langen Reise nach Australien noch mal richtig ausruhen konnte. Denn auch, wenn es schön war meine Gastfamilie wiederzusehen, war es doch auch anstrengend mich einfach die ganze Zeit irgendwohin mitschleppen zu lassen („Joli, just follow...“) Die Welt ein bisschen auf seine eigene Faust zu erkunden, hat wirklich so einiges für sich, auch wenn es auf Kosten der Kulturerfahrung geht.

28.02.-2.03. Singapore


Am Sonntag (27.02.2011), an der Grenze zum Montagmorgen, startete mein Flieger nach Singapur. Nach 2 Monaten Lernmarathon und anschließender gebührender Zelebrierung der letzten Klausur, fiel es mir nicht schwer, den größten Teil des Fluges zu verschlafen. So war ich überraschend fit, als ich mich in Singapur mit meinem Gepäck belud und die Reise in Richtung Hostel antrat. Den Weg zu finden, war nicht schwer und im Bahnsystem fand ich mich auch sehr schnell zurecht, doch die 20 kg auf meinem Rücken (in Kombination mit 30 Grad schwüler Tropenluft sowie 2 weiteren Handgepäcktaschen und einem Hockeyschläger, die auch irgendwie befördert werden wollten) machten mir schnell zu schaffen. So brach ich schweißgetränkt und mit zitternden Armen vor der Hosteltür zusammen. Erst einmal Schuhe ausziehen und los ging’s. Doch ich schien mich in Singapurs Hostelstraße Nummer 1 zu befinden, denn ich war zwar im richtigen Gebäude jedoch auf der falschen Etage (am nächsten Tag schaffte ich es auf die richtige Etage aber im falschen Gebäude). Gepäck also wieder aufgesattelt (Schuhe irgendwo untergeklemmt) und auf ins richtige Stockwerk (das vierte!). Dort angekommen, hatte ich mich inzwischen so sehr aufgelöst, dass ein eifriger Singapur-Chinese mir unmittelbar ein kaltes Glas Wasser vor die Nase setzte. Kaum hatte ich meine beiden Nächte bezahlt, eilte der Chinese auch schon wieder herbei und zeigte mir Duschen und Waschräume. So schlimm stand es also um meine derzeitige Körperpfelge. Artig lud ich alles Gepäck im Zimmer ab und eilte zur Dusche.

Frisch geduscht und zurück ins Leben hydriert konnte ich den Abend also noch nutzen. Da sich das Hostel in unmittelbarer Flussnähe befand, sollte das Ziel für den ersten Abend diverse Quays und Brücken rund um die Flusspartymeile zu besichtigen. Doch zunächst musste meine Ankunft mit einem kühlen Tigerbier und einer großen Portion Nasi Goreng im BK Eating Palace (ein plastikbestuhlter Straßenfoodcourt)gebührend gewürdigt werden. Danach ging’s dann los. Natürlich zu Fuß und schon nach den ersten Metern wirkten viele Dinge merkwürdig vertraut. Schlipp-schlapp machten die Flipflops. „Hack-hack-ah“ erklang das lebhafte Geplapper der Asiaten durch die Straßen. Es wehte ein angenehmer milder Wind und es roch nach Palmen, stickiger Luft, Bratfett und Monsunregen. Und als ich ans Flussufer kam wurde auch meinen Augen etwas geboten. Alles leuchtete. Reklameschilder, Lichterketten, Stühle, Dächer, Einkaufszentren, egal wo man hinschaute, es war alles bunt geschmückt und glänzte, blinkte, strahlte. Ich ließ mich an einer ungewöhnlich unbeleuchteten Stelle am Ufer  nieder und beobachtete das aufgeregte Treiben. Nach einer Weile bekam ich Lust mich auch unter die Leute zu mischen und machte mich so auf zur nächsten Brücke. Doch auf der anderen Seite angekommen, fand ich mich in einer Art Phantasialand für Erwachsene wieder. Komisch angemalte Spielzeughäuser warben mit Happy Hour angeboten und übertrafen sich in der Aufwendigkeit bescheuert aussehender Sitzgelegenheiten. Zwischen den diversen Kneipen, Bars und Discos warben Straßenverkäufer mit ihrer gefälschten Ware, die nach dem Kauf wahrscheinlich in sich zusammenfallen würde, wie nasse Zuckerwatte. Also verließ ich das Partyparadies wieder, um mir eine Stelle weiter unten am Fluss anzuschauen die mich verlockend anfunkte. Doch auch dort sah wiederum die andere Seite des Flusses viel schöner aus. Als ich schließlich mit wundgelaufenen Füßen wieder ins Hostel zurückkehrte, hatte ich bereits gelernt, dass in Singapur die Lichter auf der andern Seite des Ufers immer schöner leuchten.

Den nächsten Tag wollte ich auf keinen Fall verschlafen. Also erhob ich mich bereits um 08:00 Uhr morgens aus meinen Gemächern und machte mich erstaunlich fit für Uhrzeit und bisherigen Reisehergang auf den Weg in Richtung Chinatown. Als ich ein bisschen gelaufen war, erinnerte ich mich wieder an die wundgelaufenen Stellen an meinen Füßen, entschied mich allerdings dazu dieses zunächst einmal zu ignorieren. In der Stadt war erstaunlich wenig los. Supermärkte, Malls und Straßenstände machten frühestens um 09:00 Uhr auf und so musste ich mir Zeit lassen bis sich der Bummel durch Chinatown auch lohnte. Während Singapur sehr grau, glatt und steril wirkt, wenn man seinen Blick nach oben zu den Hochhäusern wendet, sieht das Leben unten auf den Straßen ganz anders aus. Chinatown, bunt geschmückt und mit vielen kleinen Läden und Restaurants war geschäftig und lebendig. Mitten im Getümmel tauchte auf einmal auch ein Hindutempel auf. Etwas weiter folgte dann auch ein buddhistischer Tempel. Ich bahnte mir den Weg weiter in Richtung eines malay-chinesischen Viertels. Auch hier waren die Läden mit Blumen und anderer Deko liebevoll geschmückt. Doch trotz all des Staunens kam ich nicht umhin zu bemerken, dass meine wunden Stellen sich inzwischen in lebensechte Blasen entwickelt hatten. Jeder Schritt wurde schmerzhafter. Da mein nächstes Ziel eh ein Shoppingcomplex war, trat ich also den Rückweg an.

Ich wollte die Bahn am Raffleshotel nehmen, doch mein Weg dorthin wurde durch mehrere Baustellen erschwert. Als ich an der Haltestelle ankam, konnte ich weder ein spektakuläres Hotel noch irgendetwas anderes Spannendes entdecken. Ich bahnte mir meinen Weg weiter und sah ich plötzlich einem riesigen Raffles Kaufhaus gegenüber. Das Kaufhaus blinzelte mich mit teuren Schaufenstern an und schien mir nicht Flipflop fähig zu sein. Inzwischen war mein ganzes Dasein nur noch von dem Bedürfnis nach neuem Schuhwerk und etwas sättigendem im Magen getrieben. So ließ ich das nicht gefundene Raffles hinter mir (später am Abend stolperte ich noch einmal zufällig darüber; da war ich jedoch zu müde, um eine anständige Besichtigung durchzuführen) und stürzte mich in die Bahn.

Ca. 2 Stunden später fuhr ich in Richtung Norden der Stadt. In meiner Not hatte ich nur Batman Flipflops gefunden, das Hähnchen war trocken gewesen und mein Ausflug zum größten Elektrokaufhaus unerfolgreich. Den Plan mir ein neues Handy zu kaufen hatte ich in dem Moment über Bord geworfen, in dem ich bemerkte, dass man im Sim Lim Square nicht einmal in Ruhe ausatmen konnte, ohne gleich irgendein Elektrogerät aufgeschwatzt zu bekommen. Grimmig starrte ich das bunte Gemisch an Bahnfahrern an. Viele Chinesen, einige Inder und auch ein paar Schleiereulen. Orang putih („Weiße“) sah ich nicht. Überhaupt waren von denen weniger als erwartet in Singapur unterwegs. Es war höchste Zeit für mich aus der Stadt rauszukommen. Shoppen konnte ich auf Grund meiner sowieso schon heiklen Gepäcksituation sowieso nicht, meine Füße waren mehr Blase als Fuß und engen schwitzigen Körperkontakt hatte ich jetzt auch genug gehabt. Neues Ziel: Pulau Ubin. Zunächst mit dem Bus nach Changi und dann mit der Fähre übersetzen. Auf dem Weg zur Insel sammelte ich noch einen Chilenen ein (oder er sammelte mich ein oder wir uns, wie auch immer). Zusammen suchten wir die kleine Fähre und warteten artig bis 12 Passagiere eingetrudelt waren. Denn nur dann legt die Fähre ab. Bei 12 Leuten. Nicht mehr und nicht weniger. Ein mal auf dem Boot angekommen, überlegte ich wer wohl älter war, der Fährmeister oder das Boot selber und wer von den beiden wohl als erstes den Geist aufgeben würde. Doch da hatte ich den Meister der Kunst und sein Gefährt stark unterschätzt, denn wir erreichten die Insel sicher, obwohl unser Weg dorthin von einem mindestens 20 mal so großem Tanker gekreuzt wurde.
Pulau Ubin zeichnet sich dadurch aus, dass keinerlei motorisierten Fahrzeuge zugelassen sind. Und so leiht man sich ein Mountainbike aus (ich begann eifrig um den Preis zu falschen, der Chilene allerdings gab direkt bei dem ersten Preisnachlass stolz strahlend nach) und erkundet die Insel via Fahrrad. Zunächst radelten wir zu einer verlassenen Granitmine, die wie ein riesengroßer Swimmingpool aussah, danach noch an einen Strand zur Küste Malaysias (die Grenze war unschwer anhand hoher Drahtzäune zu erkennen). Dabei ging es immer auf und ab, mal über geteerte Straßen und mal über Trampelpfade. Als wir schließlich wieder zum Ausgangspunkt zurück kehrten, waren wir gut geschafft und lechzten nach einem kühlen Bier (naja, zumindest ich). Danach wurde wieder auf zehn mitreisende gewartet und schließlich auch noch der Bus in die Stadt zurück verpasst, weil ich unbedingt noch etwas essen musste.



So war es schon nach neun, als ich wieder im Hostel ankam, mir die schmerzenden Füße abkühlte und schnell ein frisches T-Shirt überwarf. Ich wollte unbedingt in den Nachtzoo. Doch erst musste ich mich noch um den Bus für den nächsten Tag kümmern. „Very easy, just book online“, riet mir die heutige Rezeptionsbesetzung. Eigentlich war es wirklich ganz einfach, doch gerade als ich die zur Buchung nötige Zahlung tätigen wollte, fiel der Strom und somit auch das Internet aus. Schade, schade, denn die ganze Transaktion dauerte in folge dessen so lange, dass ich zu spät am Nachtzooshuttle ankam, um den Zoo noch vor Schließen zu erreichen. So fuhr ich also noch zum Marina Bay, einer modern angelegten „Flusspromenade“ in der Innenstadt. Die ganze Anlage hatte so einiges zu bieten (Museen, ne Mall, Theater, die Helixbrücke) und natürlich war alles schön aus- und angeleuchtet. Doch insgesamt war mir dieses Stadtgebiet ein bisschen übertrieben. Die beteiligten Gebäude in futuristischem Stile wirkten ein bisschen wie Fremdkörper in der Kultur, die ich am Tag noch in der Stadt gesehen hatte. Vielleicht war ich auch einfach zu müde, um alles richtig aufnehmen zu können, doch in diesem Moment war ich mir sicher, dass dieser aalglatte Touristenfang nichts für mich war.