Mittwoch, 21. März 2012

Ein kurzer Nachtrag: 09.04.-13.04.2011 Melbourne & 13.04.-17.04.2011 Fiji

Jolis Welttournee 2012 hat nun endlich begonnen. Und während am Dubaier Flughafen schon wieder tausende reisende Eindrücken auf mich einprasseln, besinne ich mich auf vergangenes. Ja genau, da war ja noch was: wie war es eigentlich im letzten Jahr in Melbourne und Fiji?

Ich erinnere mich also ein Jahr zurück. Genauer gesagt, an den 09.04.2011: Joli geht surfen, während Jonas sich noch um Experimente an der Uni kümmert. Nachdem diese Dinge schließlich erledigt sind, fahren uns Freunde von Jonas zum Flughafen, wo ich ausgehungert und gierig über Sushi und Ginger Beer herfalle (vollkommen normale Fookensche Reisegestaltung). Und schwups, schon sind wir in Melbourne.

Melbourne begrüßt uns natürlich mit strömendem Regen. Melbourne im April, was für eine blöde Idee aber auch. Durch die dicken Regentropfen, die sich auf den abgedunkelten (ironischer Sonnenschutz) Scheiben des Shuttlebusses tummeln, versuche ich erste Eindrücke von Melbourne zu bekommen. Kleine Straßenbahnen kreuzen immer wieder unsern Weg. Autos ordnen sich ganz links auf einer Sonderspur ein bevor sie rechts abbiegen. Fahrradfahrer versuchen sich (eher weniger erfolgreich) gegen Regen und dichten Verkehr durch zu setzten.

Am Hostel angekommen, stellen wir fest, dass das Gebäude wie ein Geisterschloss aus einem Disneyfilm aussieht. Der Boden knarrt und biegt sich, das Treppenhaus ist riesig, die Zimmer klein aber sauber und an der Rezeption erfahren wir, wo man lecker essen gehen kann. Unter einem Schirm gedrängt bahnen wir uns den Weg um riesige Pfützen und reißende Bäche, in die „Straße des Essens“. Auf dem Bürgersteig ist nur ein kleiner Pfad frei gelassen. Rechts präsentieren sich Restaurants und Kneipen Schulter an Schulter, während auf der straßennahenseite des Bürgersteigs weiter Tische unter regenfeseten Vorbauten aufgebaut sind. Wir entscheiden uns für einen vielversprechenden Italiener und werden an einem der Außentische direkt unter einen Heißpilz gesetzt. Gut, denn unsere Brisbanesche Garderobe versagt bereits bei Temperaturen unterhalb 20 Grad. Während wir italienischen Wein trinken und einen großen Berg Pasta mümmeln, gilt es die Nachbartische zu beobachten. Am Nebentisch sitzen drei Mädels mit Tierhüten (Bär, Löwe und Giraffe). Im angrenzenden Restaurant haben sich südländisch aussehende Jugendliche an einer langen Tafel niedergelassen. Die Männer an einem Ende die Frauen am andern, aber alle unentwegt am plappern. So wirkt Melbourne auf uns ein und wir lassen uns von der Stadt treiben soweit der Regen es zulässt.

Man sagt, Melbourne sei die europäischste Stadt Australien. Das liegt nicht etwa am Baustil oder der Stadtplanung (ich war noch nie in einer Großstadt mit weniger Sehenswürdigkeiten), sondern eher an der Atmosphäre der Stadt. 

Während sich tagsüber das Volk in kleinen Cafes, die große Teile der engen Gassen unzugänglich machen, tummelt, erwachen nachts Clubs und Kneipen. Man hat das Gefühl es ist immer etwas los. So stolpern wir z.B. in eine Veranstaltung des Comedyfestivals, als wir eigentlich nur ein Bier in einem Irish Pub trinken wollen, in welchem dann internationale (sogar ein deutscher) Comedians schlechte, dreckige australische Witze von sich gaben. Neben dem vielseitigen sowie unerschöpflichen kulturellen und kulinarischem Angebot, ist in Melbourne die australische Sportbegeisterung noch größer als irgendwo anders im Land. Auf dem Yarra river tummeln sich Ruderer und Paddler, während sich am Ufer die Wege von Joggern, Radfahrern und Fußgängern kreuzen. Während Jonas und ich uns ins riesengroße National Cricket Stadion wagen, um beim Australien Football (kurz Footy) Brisbane verlieren zu sehen, strömt ein anderer Personenfluss zum Rugby. Beim Footy sitzen wir dann sogar in der Sonne und wundern uns darüber, was die unzähligen Menschen auf dem Spielfeld zu suchen haben. 

Neben 8 verschiedenen Schiedsrichtern (die sich aus Einwurf-, Feld-, Außenlinen-, Tor-, Ersatz- und Notfallschiedsrichtern zusammensetzen), laufen auch ständig sogenannte „running coaches“ und Auswechselspieler aufs Spielfeld, die entweder den aktiven Spielern Wasser oder Spieltipps bringen. Am meisten Bewegung kommt in das Spiel, wenn das Ei irgendwie ins Toraus geraten ist, denn dann sprinten die Linienschiedrichter in Richtung Feldschiedsrichter, damit die Einwurfschiedsrichter das Ei in der Mitte durch eine vollkommen bescheuert aussehende Bewegung wieder ins Spiel bringen. Das einzige, was unübersichtlicher als die Aufgaben der Schiedsrichter ist, ist das Punktesystem, welches nicht nur von der Art der Punkterziehlung (durch einen Pass oder einen Kick), sondern auch von der Position abhängt (man bekommt also auch einen Punkt, wenn man daneben schießt, weil man dann sozusagen das Nebentor getroffen hat).

Alles in allem lässt sich also folgendes zusammenfassen: „Die spinnen, die Australier!“ Und in Melbourne tun sie das auch sehr stilvoll. Ob im größten Kasino, das ich je gesehen habe, ob in St. Kilda am Strand oder in der wuseligen Innenstadt, sie sind überall aktiv, bewegen sich und machen dabei meistens irgendetwas beklopptes.

Nach diesen städtischen Eindrücken, machen Jonas und ich uns also auf ins eher entspannter Fiji (auch wenn der Weg zum Flughafen auf Grund meiner Reiseplanung zunächst zu einer etwas knappen nervenaufreibenden Sache wird). Und kaum sind wir die rund 2800 km geflogen, befinden wir uns auch schon am echten Ende der Welt. Man braucht eigentlich nur zwei Ausdrücke, um die Fiji Islands zu beschreiben: „Bula-Bula“ und „Fiji time“. Erster erwartet uns bereits am Flughafen in Form von einer 4 köpfigen Ukulele spielenden Band, die ständig etwas von Bula-bula singt. Bula bedeutet willkommen, aber auch hallo und tschüss und wahrscheinlich auch wie geht’s und alles andere, was man so in einem Wort ausdrücken kann. Wir werden also am Flughafen von irgendeinem „Uncle“ und einem „Cousin“ unseres Resorts abgeholt („bula-bula“). Auf dem Weg stoppen wir, um frischen Fisch zu kaufen, den es dann zum Abendessen nach Fiji-Art geben soll. Der erste Eindruck überzeugt also und auch die 3 km über ungeteerte und immer holpriger werdende Strecke bringt uns nicht aus der Ruhe, auch wenn wir Struppi natürlich sofort schmerzlich vermissen. Im Hotel angekommen dürfen wir eine Strandsuite anstatt dem gebuchtem Bungalow beziehen, zum gleichen Preis. Wir sind natürlich sofort begeistert. Wir treffen noch weitere Mitarbeiter des Resorts („bula-bula“), wobei sofort der typische fijianische Haarmob (der bei Frau wie Mann in gleicher krauseligen Haube auf dem Kopf türmt) auffällt. Später entdecken wir, dass sich dieser hervorragend zum aufbewahren von Bleistiften oder anderen Nutzgegenständen eignet.

Der erste Eindruck von Fiji löst pure Begeisterung bei uns aus. Abendessen auf eigener Terrasse, Hängematten direkt vor der Tür, das Meer keine 30 Meter von uns weg. Vor dem Schlafengehen noch ein gemütliches Cribbage bei Meeresrauschen und angenehmer Brise und eine lockere Unterhaltung mit Huzni dem Tourguide des kleinen Resorts. Wir erkundigen uns nach Touren auf der Insel und erzählen ihm unsere Pläne. Er wirkt etwas überrascht auf Grund unseres engen Zeitplans, sagt dann aber dass wir das am nächsten Tag alles mal durchsprechen könnten. 


Am nächsten Tag sprechen wir zunächst nichts durch, sondern lassen den Tag ruhig angehen. Etwa 50 Meter von der Küste entfernt liegt ein großes Riff. Mutig machen wir uns auf den Weg zum lauten Wellenbrecher und schürfen uns dabei Füße und Beine an den spitzen Korallen auf. Der Weg dauert ewig und jeder Schritt wird mehr und mehr zur Qual, doch ein echter Dickkopf dreht nicht um. Endlich sind wir am Riff angekommen und gucken etwas verdutzt auf die vor uns liegende „Korallenkante“, an der sich brutal laut und schäumend die Wellen brechen. Dann machen wir uns humpelnd auf den Rückweg. 
 
Als wir endlich wieder am Strand ankommen, teilt Huzni uns mit, dass unser Reiseplan so nicht funktionieren wird. Wir haben 2 Nächte auf einer Insel namens Mantaray (in memoriam Stingray) gebucht, aber dort fährt nur einmal am Tag eine Fähre. Die Fähre zurück auf die Hauptinsel käme leider erst Stunden nach unserer Abflugzeit an. Also disponieren wir um und beschließen nur einen Tag auf der Insel zu bleiben und dann noch mal ins kleine Resort zurückzukehren. Da der Tag schon halb rum ist, wird es wohl auch mit dem Tagesausflug nichts. Aber wir verabreden uns nachmittags mit Huzni um die nahegelegenen Höhlen besichtigen zu gehen. So vergeht der Tag mit eincremen, schwimmen, sonnen, eincremen, hängematten, essen, schwimmen, spazieren, eincremen, höhlen, schwimmen, essen und Cribbage. Und dann früh schlafen, denn am nächsten Tag geht’s ja früh los, um die Fähre nach Mantaray zu erwischen. Doch dann schlägt „Fiji time“ zum ersten Mal zu. Huzni versichert uns stetig, dass alles kein Problem ist und wir die Fähre auf jeden Fall noch bekommen. Doch als wir endlich am Hafen sind, ist die Fähre losgefahren. Vollkommenes Unverständnis! Wie kann eine Fähre einfach so zur angegebnen Zeit losfahren? Also geht’s zurück ins resorteigene Reisebüro. Dort wird für uns schnell eine andere Insel rausgekramt. Jonas und ich sind beide eher weniger überzeugt, aber irgendwie vom Fijianischen Management auch so überrumpelt, dass es schwer fällt eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Wir buchen also eine Fähre zur näher gelegnen Insel, welche natürlich (Fiji time) ca. 1,5 Stunden nach der angegebenen Zeit ablegt.

Auf unserer Insel angekommen, müssen wir feststellen, dass die Insel eigentlich nur aus unserem Resort besteht und die gesamte Atmosphäre etwas an den Ballermann erinnert. 
Trotzdem ist der Strand wunderschön und es gibt tägliche Schnorchelausflüge. Abends werden neben dem „Bula-bula“ Tanz (eine Art fijianischer Animationstanz) auch noch traditionelle Tänze, Gesänge und Feuerspucker vorgeführt. Wir probieren uns durch das fijiansiche Bier, wobei das meistangepriesenste „turtle beer“ für uns eher nach Handseife schmeckt. Trotzdem wird der Abend feucht fröhlich und der darauffolgende Tag am Strand und beim Schnorcheln verplempert. Am zweiten Abend lassen wir es etwas ruhiger angehen, denn am nächsten Tag steht ja auch schon die Rückreise wieder an. Als ich mit einem anderen Inselgast ins Gespräch komme, erfahre ich, dass Mantaray die wunderschönste Insel sei. Na super. Aber immerhin kommen wir von dieser kleinen Insel noch rechtzeitig für unseren Flieger zurück zur Hauptinsel. Denken wir zumindest. Denn unsere Fähre sollte um 11:00 Uhr von der Insel losfahren. Der Flieger geht um 16:00. Das sollte uns eigentlich genug Zeit geben. Um 12:00 teilt man uns mit wir könnten noch etwas zu Mittag essen bevor dann die Fähre gleich kommen würde, man würde uns aber bescheid geben. Gegen 13:00 Uhr gehe ich zum dritten Mal und diesmal schon etwas besorgt an der Rezeption nach dem Boot fragen. Ja, ne, das sei verspätet, würde erst um 15:00 Uhr ankommen. Fiji time! Panisch versuchen wir ein Wassertaxi zu organisieren. Gott sei Dank bekommt ein aufmerksamer Resortmitarbeiter unsere Lage mit und organisiert uns ein Wassertaxi und die Weiterfahrt zum Flughafen. Natürlich müssen wir für alles extra latzen, aber uns bleibt ja keine Wahl! Völlig fertig kommen wir gegen 15:43 am Flughafen an. So schnell wir können checken wir ein uns hasten zum Gate. Doch natürlich hat auch der Flieger Verspätung. Dieses Mal allerdings wegen Brisbane time, dort war der Flughafen wohl einige Zeit gesperrt. Trotzdem ist es schön zu wissen, dass wir bald wieder in der Realität und der funktionierenden Welt ankommen werden.