Freitag, 21. November 2014

Obamas Socken

Ob ihr’s glaubt oder nicht, ich sitze gerade am Ronald Reagon National Airport und erhole mich von einem Besuch bei Barack Obama. In der Tat musste ich ziemlich erstaunt feststellen, dass Barack in einer ziemlich runtergekommenen Kaschemme wohnt, einem bescheidenen weißen Haus, eins unter vielen. Wenn man sich da hingegen Lincolns momentane Bleibe anschaut, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass man als Amerikanischer Präsident wohl bei einem Attentat sein Leben lassen muss, um es sich schließlich für immer und ewig in einer angemessenen Unterkunft bequem machen zu können.
Hier wohnt Obama, also in dem Haus, nicht dem Iglu
Casa de Licolnd...
...mit Blick auf...
...seinen Lieblingsbleistift
Wie dem auch sei, eigentlich war ich ja auch nur in Washington DC, um mit Obama mal diese Sockengeschichte durchzusprechen. Es ist nämlich so, dass sich amerikanische Flughäfen, Einreisestellen und Fluggesellschaften immer neue Sachen einfallen lassen, um mich zu erheitern. So gibt es z.B. bei allen US amerikanischen Fluggesellschaften nun eine Gebühr von US$23 für die Mitnahme eines Gepäckstücks. Das gilt nicht wie vielleicht erwartet nur für irgendwelche Virgin Low Budget Fluggesellschaften, sondern für ausschließlich alle. Diese brillante Idee kann eigentlich nur von der Kofferindustrie ausgeheckt worden sein. Erfahrene Passagiere haben nun nämlich die Mitnahme von maximaler Menge erlaubten Handgepäcks perfektioniert. Rollkoffer die haargenau in allen 3 Dimensionen die maximale Größe erreichen werden bis aufs möglichste vollgestopft. Was trotz geübtem Stopfens nicht passt, wird in die persönliche Handtasche verfrachtet, wobei die Größe derselben mit der Größe einer Hand nun nicht mehr viel gemein hat. Überhaupt sollte man wahrscheinlich dazu übergehen diese Art der persönlichen Handtaschen einfach Reisetaschen zu nennen. Ironischer Weise führt die Mitnahme dieser 25 x 43 x 61 cm großen Rollkoffer sowie diverser „Hand“taschen dazu, dass nur noch Passagiere mit körperlicher Beeinträchtigung, mit Kindern oder mit der goldenen Mitgliedskarte ihr Handgepäck in den dafür vorgesehenen Gepäckfächern, welche schnell ihre Rollkofferkapazitätsgrenze erreicht haben, verstauen können. Alle später einsteigenden Gäste versuchen in Folge dessen verzweifelt ihren 25 cm hohen Rollkoffer unter den Sitz des Vordermanns zu schieben und sich somit auch noch die letzten 14,5 cm Beinfreiheit zu rauben. Gott sei Dank dienen inzwischen die Sitzkissen als Schwimmwesten, sodass diesbezüglich ein wenig Platz gespart wird. Während also Hunderte von Fluggästen zwischen Rollkoffern, Winterjacken und „Hand“taschen in genau einer möglichen Person im Flugzeug verkrampfen, schlittern die 3 von Reiselaien eingecheckten Koffer im Gepäckraum von einem Ende zum nächsten.

Darüber plauderte ich allerdings nicht mit Obama. Sicherlich wird er zu den Leuten mit einer dieser magischen Goldkarte gehören und sein Gepäck stets im davor vorgesehen Fach verstauen können bzw. das Problem gleich noch viel großflächiger umgehen in dem er einfach seinen Privatjet nimmt. Was mich viel mehr interessierte war folgendes: Warum möchte die USA neuerdings von jedem Einwanderer die Socken sehen? Die einzige logische Erklärung, die mir auf die Aufforderung meine Schuhe bei der Sicherheitskontrolle auszuziehen kam, war eine weltweite Sockenstudie. Und als ich nun endlich mit Barack einen Kaffee schlürfte (selbstverständlich dünner Filterkaffee aus Pappbechern), bestätigte er meine Vorahnung. Die Sockenüberwachungsbehörde der Vereinigten Staaten von Amerika versuchen Licht in eine bisher unerforschte Angelegenheit zu werfen: Wie viel Prozent der Menschen tragen Baumwoll-, Strick- oder Seidensocken? Was ist das bevorzugte Muster? Karo, gepunktet, gestreift, einfarbig? Wie viel Prozent der Weltbevölkerung gehört zu der Kategorie Mixträger? Kann die Anzahl zerlöcherter Socken erfolgreich auf die gesamte Weltbevölkerung hochgerechnet werden? Sind Socken ein geeignetes Mittel führ eine Wahlkampagne (erste Ergebnisse zeigen, dass rund 1435 Obama Socken im Umlauf sind)? Wie viele barfuß Träger gibt es? Auch die Strumpfhosenträger bleiben nicht unentdeckt, wobei bei Kombination aus Jeans und Strumpfhose bisweilen einige Fehlkategorisierungen geschehen sind, sodass die jeweiligen Kategorien Seiden- und einfarbige Socken wohl einige falsch- positive Testergebnisse enthalten werden. Nach einer sehr anregenden Diskussion beglückwünschte Obama mich schließlich zur Wahl meiner eigenen Flugzeugsocken. Ich bedankte mich so höflich wie möglich, musste allerdings zugeben, dass dieselben neuerdings auch zur Kategorie durchlöchert gehören, ich aber froh sei, dass sie in ihrem Leben noch an dieser internationalen Sockenstudie mitmachen durften.
 
Jolis Flugzeugsocken
Der absolute Höhepunkt unseres Kaffeekranzes drehte sich dann allerdings nicht mehr um Socken. Wie Barack mir mitteilte wird in den USA einmal im Jahr der Preis für den oder die geschickteste/n Einreisende/n verliehen (bitte nicht verwechseln mit der im offiziellen Rahmen gegebenen Rede bezüglich der allgemeinen Einwanderungspolitik). Meine letzte Einreise in die USA hatte dabei wohl den Ausschlag gegeben, dabei wurde ich gleich von 3 Beamten gleichzeitig als „dumm aber freundlich“ klassifiziert. Während von einem Schalter ganz weit rechts ein überraschend freundlich aussehender Beamte mir mit ausladenden Bewegungen signalisierte ich sollte seinen Schalter aufzusuchen, wies mich der um einiges weniger freundlich aussehende Schlangenzuweiser an, mich an Schalter 11 einzufinden. Während ich dem Freundlichen gestikulierend mitteilen wollte, dass meine Anwesenheit weiter vorne erwünscht war, verdeutlichte der Unfreundliche seine Zuweisung mit einem lauten „M’am ELEVEN ... ONE and ONE.“ Nun begann auch der Mitarbeiter an Schalter 11 zu winken. Schließlich winkten alle in verschiedene Richtungen und ich bewegte mich in Richtung Schalter 11, da Mr. Unfreundlich inzwischen schon rot anzulaufen begann, während der Freundliche von Schalter >11 nur breit grinste. Die Abfertigung an Schalter 11 dauerte nach diesem Auftritt genau 42 Sekunden. Einer neuer Rekord für nicht-amerikanische Einreisende. Stolz nahm ich die Urkunde entgegen, richtete meine Grüße an Michelle aus und versprach den neu angeschafften Ganzkörperscanner am Ronald Reagon Flughafen auszuprobieren. Obama schüttelte mir fest die Hand und versprach wiederum seinerseits sich etwas neues einfallen zu lassen für meine nächste Einreise in die Vereinigten Staaten von Amerika.

2 Kommentare:

  1. Termin finden, Urlaub kriegen, Hundesitter finden, Englisch auffrischen, Koffer packen aber nicht zu früh bzw. wie, Flugangst in den Griff kriegen und nun auch noch" welche Socken mag Canada?!

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  2. Diese Sockenstudie war mir auch neu, und auf dem Rückflug habe ich extra meine schicken, neuen Mittelfinger zeigenden Socken präsentiert...
    Aber auch interessant, dass diese Studie offensichtlich auf Landesinstitutionen ausgeweitet wurde: Das Insektarium in New Orleans nimmt zumindest ebenfalls daran Teil und hat unter dem Deckmantel Sicherheit ein technisch und personell besseres Aufgebot als jeder Flughafen. Aber vielleicht wussten die Amis ja auch einfach nicht, was man mit den alten Geräten nach Einführung der Ganzkörperacanner anfängt und hat sie so an Museen gestiftet. Im Insektarium passt ein solches Exponat nicht gänzlich und sorgt beim durchschnittlichen Amerikaner eher für Verwirrung, sodass das Exponat im Eingangsbereich nur als Livedemo ausgestellt war und ich das alles missverstanden habe...
    Aber apropos Ganzkörperacanner: Einen prima Service empfinde ich allerdings die komplette ärztliche Untersuchung, wenn man freiwillig auf die Nutzung der teuren Ganzkörperacanner verzichtet.

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